WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 6/2022

22 Foto: Baumpaten Wer sich in unseren Wäldern umschaut, kann leider trotz nachhaltiger Waldbewirtschaftung manchmal große kahle Flächen entdecken. Dort sind die Bäume von Stürmen umgeweht worden oder im heißen Sommer vertrocknet. Der große Klimaschützer Wald ist selbst krank und braucht Hilfe. Martin Zink (links im Bild) und Curtis Schüßler haben deshalb die Baumpaten Thüringen gegründet und wollen möglichst viele Menschen einbinden. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTSSPIEGEL stellen sie ihre Intentionen vor. Baumpaten Thüringen 7.000 Bäume in einem Jahr – Aufforsten für den Klimaschutz Wann haben Sie die Baumpaten aus der Taufe gehoben und wie sind Sie auf die Idee dafür gekommen? Wir haben unseren Onlineshop „Baumpate-Thueringen.de“ am 16. November 2021 live genommen. Somit konnten wir bereits vor wenigen Tagen unser einjähriges Jubiläum feiern. Die Idee dazu entstand aus den zahlreichen Berichten der letzten Jahre. Der Thüringer Wald wird zunehmend von Umweltfaktoren wie Hitzewellen, Borkenkäferplagen und Trockenperioden bedroht. Da wir beide in Thüringen geboren und aufgewachsen sind und der Thüringer Wald immer direkt vor unserer Haustür lag, wollten wir nicht tatenlos zusehen, wie immer größere Waldflächen brach liegen. Curtis ist zudem vergangenes Jahr Vater geworden. Auch das hat uns zum Umdenken angeregt, einen Beitrag für nachfolgende Generationen leisten zu wollen. Ist das eine Geschäftsidee, also kann man damit Geld verdienen? Grundsätzlich haben wir ein Unternehmen gegründet, um einen Mehrwert für die Gesellschaft zu leisten. Dieser liegt darin, dass private Waldbesitzer neue Bäume erhalten und die Waldflächen wieder aufgeforstet werden können. Gleichzeitig können sich Privatleute und Unternehmen an unserem Projekt beteiligen und engagieren. Wir arbeiten an diesem Projekt nebenberuflich und zahlen uns keine Gehälter. Unser Fokus liegt darauf, möglichst viele Bäume zu pflanzen und kostendeckend zu arbeiten. Mittelfristig versuchen wir weiter zu wachsen und weitere Thüringer Unternehmen von Baumpatenschaften zu überzeugen, damit wir gemeinsam in den Bestand der Thüringer Wälder investieren können. Langfristig arbeiten wir daran, die Selbstständigkeit weiter auszubauen, um in den nächsten Jahren möglicherweise in Vollzeit an unserem Projekt zu arbeiten und uns voll und ganz auf diese Themen konzentrieren zu können. Wichtig ist dabei natürlich, dass es nicht nur darum geht, Bäume zu verkaufen. Neben dem Betreiben des Onlineshops und den damit verbundenen IT-Themen bedarf es viel Organisation mit den Waldbesitzern, Förstern und Baumschulen. Wie laufen die Pflanzaktionen ab? Sind die Baumpaten aktiv beteiligt? Die Anpflanzaktionen finden zweimal im Jahr, jeweils im Frühjahr und im Herbst statt. Wir sammeln also jeweils ein halbes Jahr Patenschaften, um die entsprechende Anzahl der Setzlinge bei unseren Baumschulen zu bestellen. Hierbei sind wir außerdem in engem Kontakt mit den Waldbesitzern, um einen gesunden Mix aus Setzlingen zu entwickeln, welcher genau auf das jeweilige Waldgrundstück angepasst ist. Die Setzlinge selbst wurden aus regionalem und zertifizierten Saatgut gezüchtet. Für uns hat Transparenz eine hohe Priorität, weshalb unsere Firmenkunden zu den jeweiligen Anpflanzaktionen eingeladen werden. Nach einer kurzen Einweisung können sie ihre Setzlinge selbst einpflanzen. Für Getränke und Essen ist auch gesorgt. Das gemeinsame Anpflanzen soll in erster Linie Spaß machen, den Beteiligten aber auch zeigen, was für ein Aufwand hinter dem Pflan-

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