WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 6/2022

Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 06.2022 ı 18. Jg. ı 78363 ı 7,70 EUR © peach_adobe - stock.adobe.com Thüringen & Klimaschutz Wie sich der Freistaat einbringt Innovationen & Gründertum Wichtige Preise verliehen Wirtschaft & Gesundheit Der Mensch im Mittelpunkt Welt retten? Mal schnell die Nachhaltig wirtschaften für die Zukunft

Editorial 3 „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Sie kennen diesen Satz, den Neil Armstrong bei der Mondlandung der Apollo 11 am 21. Juli 1969 sagte. Dieses Zitat fällt mir immer öfter ein, wenn ich daran denke, wie wir den Problemen unserer Zeit begegnen können. Es sind die kleinen Schritte, die am Ende in etwas Großes münden können. Will sagen: Niemand kann die Welt im Alleingang retten. Aber wenn jeder und jede von uns kleine Schritte tut, dann kommt Bewegung in die ganze Gesellschaft. Sicher ist es einfach, immer erstmal auf andere zu zeigen. „Sollen die doch erstmal …“ ist ein gern gebrauchter Satz. Aber bei jedem Finger, der auf andere weist, zeigen drei Finger wieder zurück. „Aber wir tun doch schon …“. Ja, aber tun wir genug? Im Hochleistungssport weiß man, dass schon kleinste Veränderungen zu besseren Ergebnissen führen. Ich gebe gern zu, dass auch kleine Schritte schwerfallen können, weil wir dann mit liebgewonnenen Gewohnheiten brechen müssen. Erinnern Sie sich noch an die Aufregung über das Dosenpfand? Heute ist es selbstverständlich geworden, und es hat etwas für die Umwelt gebracht. Oder denken Sie an die Energiepreise. Natürlich sind die ärgerlich und teilweise sogar existenzbedrohend. Aber sie zwingen uns dazu, unser Verbrauchsverhalten zu überdenken. Die Reihe ließe sich beliebig fortführen. Achten Sie als Unternehmer immer auf die Warnsignale Ihres Körpers? Wäre es nicht ein kleiner Schritt, einfach öfter in sich hineinzuhören und mal einen Arzt zu konsultieren? Oder größeres Augenmerk auf die Gesundheit Ihrer Belegschaft zu legen? Brauchen wir eigentlich alle Konsumgüter, die wir tagtäglich erwerben? Und was passiert mit ihnen, wenn wir sie nicht mehr brauchen? Nein, ich bin kein Gutmensch. Auch ich schätze ein gutes Leben. Aber ich glaube an die Wirkmacht der kleinen Schritte, die auch ich gehen muss und gehen will. Gehen Sie mit? Dann könnte tatsächlich ein großer Sprung daraus werden. Ihr Torsten Laudien Chefredakteur WIRTSCHAFTSSPIEGEL Foto: Sandro Jödicke_whitedesk THÜRINGEN 04 .... Regionale 05 .... Wirtschaftsnachrichten 06 .... Köpfe und Karrieren 08 .... Deshalb Thüringen 45 .... Messeprogramm 05 .... Frühjahr 2023 46 .... Digitaler Service 05 .... Bescheinigungen elektronisch 05 .... annehmen (BEA) 48 .... Aus den Netzwerken 50 .... Veranstaltungen NACHHALTIGKEIT 10 .... Politische Gespräche und 05 .... studentische Ideen 12 .... Thüringen schließt Klimapakt 13 .... Recyclinggerechtes Bauen 14 .... Geländemöblierung als 05 .... CO2-Depot 16 .... Nachhaltige Innovationen 05 .... in Krisenzeiten 18 .... Abfälle als wertvolle Rohstoffe 19 .... Ökonomie und Ökologie 20 .... CO2-neutrale Produktion in 05 .... der Autoindustrie 21 .... Nachhaltigkeit ist 05 .... selbstverständlich 22 .... Aufforsten für den Klimaschutz INNOVATIONEN & GRÜNDERTUM 25 .... Jena als Kaderschmiede 26 .... 25. Innovationspreis 05 .... Thüringen verliehen 28 .... Erfolge würdigen, Mut 05 .... machen, Impulse setzen 30 .... Thüringer Gründungspreis 05 .... ThEx Award 2022 verliehen 32 .... Smarter Wasserhahn integriert 05 .... Desinfektion 33 .... IAB war Finalist beim Großen 05 .... Preis des Mittelstandes 34 .... Gold und Silber für 05 .... Erfindungen aus dem TITK WIRTSCHAFT & GESUNDHEIT 36 .... Achtsamkeit fängt bei der 05 .... eigenen Gesundheit an 39 .... Gesunde Arbeit nützt 05 .... Unternehmen und 05 .... Beschäftigten 40 .... Jenaer Forschung, die zu 05 .... Herzen geht 42 .... 3D-basierte Lagekontrolle 44 .... Klimaschutz ist auch 05 .... Gesundheitsschutz Aus dem Inhalt Kleine Schritte und große Sprünge

Thüringen 4 Fotos: Artalis/fotolia, Deutscher Zukunftspreis/Ansgar Pudenz Preis erhalten Die Viba sweets GmbH hat den Praxispartner-Preis 2022 des Fördervereins der Dualen Hochschule Eisenach e.V. erhalten. Das Unternehmen aus Schmalkalden ist bereits seit 1998 Praxispartner der Dualen Hochschule Gera-Eisenach. 41 Abschlussarbeiten wurden seitdem von Viba sweets betreut. Viele der dualen Studierenden wurden übernommen und sind immer noch im Unternehmen tätig. (tl) Ausbildungsprogramm Die IHK Südthüringen will das Ausbildungsprogramm mit Azubis aus Vietnam ausbauen. Wie Hauptgeschäftsführer Ralf Pieterwas sagte, soll die Zahl von bisher maximal 39 auf 100 Azubis pro Jahr erweitert werden. Pieterwas zog nach fünf Jahren Vietnam-Projekt eine positive Bilanz. Jetzt gelte es, weitere Südthüringer Betriebe für das Projekt zu öffnen. Das Programm hatten IHK und Handwerkskammer 2016 auf die Beine gestellt – als Mittel gegen den Fachkräftemangel in der Region. (tl) Ausbildungs-Ass Die „Entdeckungsreise in Berufswelten“ aus Steinbach-Hallenberg hat den Preis Ausbildungs-Ass der Wirtschaftsjunioren Deutschland in der Kategorie Ausbildungsinitiativen gewonnen. Die Initiative ermöglicht Schülerinnen und Schülern von der 7. bis zur 9. Klasse innerhalb von drei Jahren Betriebsbesuche in bis zu sechs Unternehmen und führt junge Menschen frühzeitig an das duale System heran. (tl) Großauftrag Der Hersteller von Wasserstofftankstellen Maximator Hydrogen in Nordhausen hat einen Millionenauftrag aus Schweden erhalten. Dem Unternehmen zufolge sollen ab Herbst kommenden Jahres für eine schwedische Rastplatz-Kette 23 Wasserstoff-Tankstellen geliefert werden. Jede habe einen Wert von rund einer Million Euro. Die Wasserstofftankstellen sollen besonders Lastwagen zügig und sicher mit Wasserstoff betanken, wie es weiter heißt. Ziel der Kooperation sei der strategische Ausbau einer nationalen grünen Infrastruktur für schwere Lastkraftwagen in Schweden. (tl) Erweiterung Das Logistik-Unternehmen Fiege erweitert seinen Lager-Standort in Apfelstädt um 10.000 Quadratmeter. Wie das Unternehmen mitteilte, investiert es 40 Millionen Euro. Bis Sommer nächsten Jahres entsteht in Apfelstädt eines der größten automatisierten Lager für Sportbekleidung. 160 Roboter, neue Fördertechnik und automatische Verpackungsmaschinen erledigen dort dann die Arbeit. (tl) Nachwuchsförderung Bei der Firma Wago in Sondershausen ist die erste Jugend-Unternehmenswerkstatt in Nordthüringen eröffnet worden. Das teilte die Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) mit, die diese Angebote koordiniert. Das Unternehmen engagiere sich schon längere Zeit in der Nachwuchsförderung für die metall- und elektrotechnischen Berufe, so eine Sprecherin. (tl) Zukunftspreisträger Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in einer feierlichen Zeremonie das Team der Carl Zeiss Microscopy GmbH mit dem Deutschen Zukunftspreis 2022 ausgezeichnet. Die Jury würdigte damit die Zeiss- Experten Dr. Thomas Kalkbrenner, Dr. Jörg Siebenmorgen und Ralf Wolleschensky für ihren wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Mikroskopsystems Zeiss Lattice Lightsheet 7. Es ermöglicht biomedizinischen Forscherenden erstmals, lebende Zellen über Stunden oder Tage hinweg in live und 3D zu beobachten. (tl). Jubiläumsauto kommt aus Eisenach Der Autobauer Opel hat sein 75-millionstes Fahrzeug produziert. Nach Unternehmensangaben rollte das Jubiläumsauto in Eisenach vom Band, ein Grandland GSe. Opel baut bereits seit mehr als 120 Jahren Autos. Das Eisenacher Werk feierte in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen. Dort wird derzeit ausschließlich das Modell Grandland hergestellt, auch in einer Hybridvariante. (tl) Investition Im Thüringer Werk Piesau will die Firma Heinz Glas 55 Millionen Euro in zwei stromgeheizte Schmelzwannen investieren. Die erste der beiden Wannen soll bis Ende 2023 entstehen. Ende 2024 solle die zweite Wanne in Betrieb gehen, hieß es vom Unternehmen. Den Angaben des Unternehmens zufolge wird dafür eine vorhandene Produktionshalle aufgestockt und mit einem Anbau erweitert. (tl) REGIONALE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN Gewinner des deutschen Zukunftspreises 2022: Dr. Thomas Kalkbrenner, Dr. Jörg Siebenmorgen und Ralf Wolleschensky

5 Foto: NASA Thüringen Baubeginn In Sondershausen haben Bauarbeiten für ein 40 Millionen Euro teures Logistikzentrum begonnen. Die Firma Wago plant dort ein 11.000 Quadratmeter großes Hochregallager mit neuesten Technologien. Es entsteht auf einer 35.000 Quadratmeter großen Fläche an der Waldstraße. Da das Grundstück ein starkes Gefälle aufweist, müssen nach Angaben der Firma 75.000 Kubikmeter Erde bewegt werden, um eine ebene Fläche zu bekommen. Das neue Lager soll in zwei Jahren fertig sein. (tl) Übernahme Der Komfortschuh-Spezialist Berkemann aus Zeulenroda-Triebes im Kreis Greiz hat sich vergrößert. Zum 1. November übernahm die Unternehmensgruppe den deutschen KinderschuhSpezialisten Däumling. Das teilte die Berkemann Unternehmensgruppe mit. Nach der Übernahme soll die Kinderschuhproduktion laut Berkemann jedoch nicht nach Zeulenroda verlegt werden, sondern in Bruchweiler (Rheinland-Pfalz) bleiben. Auch die 50 Mitarbeitenden würden übernommen, sagte Berkemann-Geschäftsführer Thomas Bauerfeind. (tl) Angespannte Stimmung Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau stemmt sich gegen die Krisen und setzte im dritten Quartal 2022 seinen soliden Wirtschaftskurs fort. Doch trotz stabiler Kapazitätsauslastung und konstantem Auftragspolster ist die Stimmung angespannt. So rechnet bis zum Jahresende fast jedes dritte Unternehmen mit schlechteren Geschäften. (tl) Werkseröffnung In Artern im Kyffhäuserkreis ist ein Werk für Tiefkühlpizza eröffnet worden. Die Firma Gustavo Gusto hat nach eigenen Angaben 40 Millionen Euro in das Werk investiert. Nach einem Testbetrieb sollen bis zu 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Bisher produziert das Unternehmen nur in Bayern. Für die neue Fabrik wurden Strukturen des vorher ansässigen Backwarenherstellers Aryzta genutzt. (tl) Erweiterung Das Unternehmen Vacom will sein Werk in Großlöbichau im Saale-Holzland-Kreis deutlich erweitern. Der Spezialist für Vakuum-Technik plant in den nächsten Jahren Investitionen bis zu 250 Millionen Euro, wie die Geschäftsleitung mitteilte. Geplant sind zusätzliche Produktions-, Reinraum- und Büroflächen. Auch die Belegschaft soll demnach deutlich wachsen. Momentan beschäftigt das vor 30 Jahren gegründete Familienunternehmen mehr als 400 Mitarbeitende. (tl) Ausbau Am Erfurter Kreuz steht die nächste Millionen-Investition ins Haus. Der Auto-Zulieferer Marquardt baut dort seine Fabrik in den nächsten beiden Jahren für einen dreistelligen Millionenbetrag aus. Wie das Unternehmen mitteilte, soll unter anderem eine neue Werkhalle entstehen. Dafür werden 200 neue Mitarbeitende gesucht. Sie sollen elektronische Teile bauen, die Auto-Batterien regeln und überwachen können. Vorstandschef Harald Marquardt sagte, die Elektromobilität wachse seit Jahren. Der Standort Thüringen spiele dabei eine zentrale Rolle. (tl) Aus Jena zum Mond Und „Lift off“! Im Rahmen der NASA-Mission Artemis I ist das Raumschiff Orion am 16. November erfolgreich ins All gestartet. Zwei Sternsensoren des Thüringer Raumfahrtunternehmens Jena-Optronik GmbH führen Orion auf dem Weg in die Mondumlaufbahn. Beginnend mit der Mission Artemis III wird das Unternehmen aus Jena dann auch zusätzlich noch jeweils zwei Rendezvous- und Dockingsensoren für jede Mission liefern, teilte Jena-Optronic mit. (tl) Neue Arbeitsplätze Der Logistik-Dienstleister Bcube Logistik GmbH will im Industriegebiet Kindel bei Eisenach rund 80 Arbeitsplätze schaffen. Er plant, dort Aufgaben für einen Automobil-Zulieferer zu übernehmen wie beispielsweise Vormontagen, Reinigungsarbeiten und Qualitätsprüfung. Das Unternehmen betreibt in Eisenach bereits einen Standort in der Nähe des BoschWerkes. Den Angaben zufolge werden 40 Millionen Euro investiert. Der Bau soll bis September 2023 fertiggestellt sein. Wie es weiter heißt, handelt es sich bei der 76.000 Quadratmeter großen Flächen um das letzte große Grundstück im Industriegebiet Kindel. (tl) Zukunft gesichert Die Zukunft des Unternehmens Thürwa - Thüringer Manikürwaren GmbH in Steinbach-Hallenberg im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist gesichert. Wie der Insolvenzverwalter, André Rombach, mitteilte, konnte mit der Febana Feinmechanische Bauelemente GmbH ein Thüringer Investor gefunden werden. Hergestellt werden demnach weiterhin die bekannten Produkte wie Spachtel und Spezialwerkzeuge. Die elf Mitarbeitenden werden weiterhin beschäftigt. (tl) An Bord der Artemis I: Sternsensoren aus Thüringen

Thüringen 6 Fotos: Südharz Kali, HS Schmalkalden, KulTourStadt Gotha GmbH, EAH Jena, Ibykus Köpfe & Karrieren in Thüringen Dr. Andreas Wirtz Seit August 2022 verstärkt Dr. Andreas Wirtz das Professorenteam an der Fakultät Maschinenbau der Hochschule Schmalkalden. Seine Berufung erfolgt als Juniorprofessor für „Fertigungstechnik und Virtuelle Prozessgestaltung“. Wirtz ist als erster Juniorprofessor im Rahmen einer Tandem-Professur berufen. Er ist jeweils mit 50 Prozent an der Hochschule und als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung Schmalkalden e. V. (GFE) tätig. (tl) Christoph Gösel Der Tourismusmanager wird zum 1. Januar 2023 neuer Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH (TTG). Der gebürtige Nordhäuser war zuletzt Geschäftsführer der KulTourStadt Gotha GmbH. Zukünftig verantwortet er neben der Vermarktung des Reiselandes Thüringen auch die Bereitstellung von digitalen Basisdiensten für den Thüringer Tourismus und landesweite Initiativen zu Innovation, Qualität und Produktentwicklung.(tl) Prof. Steffen Teichert Der Rektor der Ernst-Abbe-Hochschule Jena hat sich der Hochschulversammlung für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren zur Wiederwahl gestellt. Die Hochschulversammlung, die sich aus Vertretern des Hochschulrats und des Senats der EAH Jena zusammensetzt, bestätigte ihn einstimmig im Amt. In seiner neuen Amtszeit trägt er den Titel Präsident. (tl). Michael Erdmann Der Aufsichtsrat der Ibykus AG hat den 53Jährigen zum Mitglied des Vorstands und Chief Operations Officer (COO) berufen. Michael Erdmann begann 1997 seine berufliche Karriere als Entwickler und Consultant bei der Ibykus AG. Schon früh entwickelte er Führungskompetenzen – zunächst als Teamleiter und ab 2012 in der Position des Bereichsleiters. Zuletzt bekleidete er seit 2021 die Funktion des Chief Technology Officers (CTO). (tl) Luis Cabrita da Silva Ab dem 1. November führt der 51-jährige Brite die Südharz KaliMuttergesellschaft SouthHarz Potash Ltd. als Chief Executive Officer (CEO) an. Er ist seit mehr als 30 Jahren im Bergbau tätig, hatte verschiedene Funktionen bei börsennotierten Unternehmen inne und beschäftigt sich seit langem mit Projekten der Phosphat- und Düngemittelindustrie. (tl)

Thüringen 7 Fotos: privat, HS Schmalkalden, privat, Schulewirtschaft, Spectaris Peter Benz Die Universitätsversammlung der Bauhaus-Universität Weimar hat Peter Benz zum Präsidenten gewählt. Er hat in Weimar Architektur studiert und war hier auch Künstlerischer Mitarbeiter. Seit 2006 lebt er in Hongkong und ist als Associate Professor an der Academy of Visual Arts an der Hongkong Babtist University tätig. Das Amt des Präsidenten wird er nach der Ernennung durch den Wissenschaftsminister voraussichtlich im ersten Quartal 2023 antreten. (tl) Prof. Dr. Thomas Seul Der Wissenschaftler der Hochschule Schmalkalden hat den Dr.-Richard-Escales-Preis in der Kategorie „Forschung & Entwicklung“ für Verdienste um die Kunststoffbranche erhalten. Der Jury würdigt damit seine zahlreichen Patente, vielfältige Aktivitäten und darüber hinaus sein hohes Engagement für die Branche. Seul sei zudem ein Bindeglied zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. (tl) Margarita Maria Reißig Cajamarca Wiedersehen in der Thüringer Netzwerkszene. Margarita Maria Reißig Cajamarca ist als neue Geschäftsstellenleiterin des ITnetzwerkes Thüringen e.V. erste Ansprechpartnerin für Mitglieder der Vereins sowie für Partner und Interessenten. (tl) Thomas Umbreit Für das engagierte ehrenamtliche Engagement bei „Schulewirtschaft“ erhielt Thomas Umbreit, Schulleiter der Staatlichen Regelschule „Wilhelm Hey“ Ichtershausen, die Ehrennadel „Schulewirtschaft“. „Er vernetzt viele Kooperationspartner vor Ort, um in der Region bei der Berufsfindung neue Wege zu entwickeln und zu erproben“, sagte Anette Morhard, Geschäftsführerin „Schulewirtschaft Thüringen“. (tl) Ulrich Krauss Der Deutsche Industrieverband Spectaris hat einen neuen Vorsitzenden: Ulrich Krauss, CEO der Analytik Jena, wurde auf der Mitgliederversammlung in Berlin mit deutlicher Mehrheit der Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt. Krauss ist damit Nachfolger von Josef May, der die Geschicke des Verbandes 15 Jahre lang leitete. (tl)

Jetzt bewerben: goldbeck.de/karriere Seit 1994 für Sie in Thüringen vor Ort Thüringen Von Rahmenbedingungen bis Netzwerke: DESHALB THÜRINGEN Thüringen bietet mit seinen Arbeitswelten, den Lebensräumen und der Infrastruktur weit mehr an Arbeits- und Lebensqualität, als manche(r) vermutet. Das WIRTSCHAFTSSPIEGEL Team hat in Thüringer Unternehmen umgehört, bei Mitarbeitenden und Führungskräften, warum sie sich für Thüringen entschieden haben. Wir trafen auf „Waschechte“ und „Zugezogene“ und fragten, warum für sie Thüringen der ideale Standort zum Gründen, Arbeiten und Leben ist. Alle Interviews in voller Länge finden Sie online unter www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com/deshalbthueringen Zur Gründung des Unternehmens on-geo wurde trotz des Sitzes in Erfurt als Firmenadresse eine Münchner Adresse verwendet, weil uns diese die Tür zu Kunden geöffnet hat. Das hat sich komplett geändert und unsere Hauptanschrift ist jetzt wieder Erfurt. Verschiedene Faktoren sowie der offene Austausch der Firmen untereinander fördern das Arbeiten hier in Thüringen. An Thüringen sind für mich der stark diversifizierte Mittelstand und die hohe Expertise vor allem im Bereich Glasherstellung, -bearbeitung und -veredelung hervorzuheben. In der Glasbearbeitung hat auch die GBneuhaus ihre Ursprünge, bis wir den Übergang in funktionale Beschichtungen erfolgreich vollzogen haben. Auch das spricht für Thüringen: Wandelbarkeit, auch wenn man es nicht unbedingt mit diesem Bundesland in Verbindung bringt. Matthias Knabe, Geschäftsführer on-geo GmbH Dr. Elina Oks, Head Of Research and Development GBneuhaus GmbH

Thüringen 9 Fotos: GBNeuhaus, on-geo, Viega, CATL, N3 www.crefo-factoring.de Crefo Factoring Fulda-Erfurt-Magdeburg GmbH & Co. KG Tel. 0361 55599-66 PLANBARE LIQUIDITÄT AUCH IN KRISENZEITEN: Sicherheit für das, worauf es ankommt. Der Ruf der neuen Bundesländer ist oft schlechter als er in Wirklichkeit ist. Beispielsweise hat Thüringen die dritthöchste Beschäftigungsquote in ganz Deutschland und auch die gesamten Rahmenbedingungen sind super. Darauf können die Thüringerinnen und Thüringer stolz sein. Insbesondere mein großes Netzwerk, das ich mir hier über die Jahre aufgebaut habe, macht Thüringen für mich als Arbeitsort besonders. Es macht Spaß mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man noch aus Schulzeiten oder von früheren Praktika kennt. Es hat alles etwas Familiäres. Gleichzeitig ist für mich ein kurzer Arbeitsweg und die Nähe zu Familie und Freunden ein entscheidender Faktor. Sicher war das Engagement des Freistaates von entscheidender Bedeutung, warum wir gerade in Thüringen gegründet haben. Die Unterstützung der Landesregierung sowie der LEG, der es gelang den politischen Willen in konkrete und langfristige Maßnahmen umzusetzen, haben am Ende den Ausschlag gegeben. Das Vertrauen, was in dieser Zeit aufgebaut wurde, ist noch heute die Basis der Zusammenarbeit. Thomas Wichtmann, Leiter Werk Großheringen Viega GmbH & Co. KG Wolfgang Kühnhold, Gründungsgeschäftsführer N3 Engine Overhaul Services GmbH & Co. KG Dagmar Paul, Specialist Employer Branding & Marketing, Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL)

Nachhaltigkeit 10 Foto: Dominique Wollniok Er gehört zu den brennendsten Themen unserer Zeit: der Klimaschutz. Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert – und auch so öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt. Vom 6. bis 18. November fand im ägyptischen Scharm asch-Schaich die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) statt. Auch Thüringen hat sich hier mit eingebracht. Politische Gespräche und studentische Ideen Thüringen und Klimaschutz Der Freistaat war gleich in zweierlei Hinsicht auf der COP27 vertreten. Einerseits natürlich auf der politischen Ebene durch Umwelt- und Energieministerin Anja Siegesmund, andererseits in Form eines ganz besonderen Projekts von Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar. Umweltministerin Anja Siegesmund war in der Abschlusswoche Teil der deutschen Delegation bei der Weltklimakonferenz. Neben den offiziellen Terminen vertrat sie Thüringen dort im regionalen Netzwerk „Under2“. Dabei handelt es sich um ein regionales Netzwerk für Klimaschutz. In dem Bündnis sind weltweit Regionen, Länder und Kommunen mit mehr als 1,75 Milliarden Menschen vernetzt. Es verfolgt das gemeinsame Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Als Landesministerin aus den neuen Ländern hat sie sich dazu mit Vertretern anderer an diesem Bündnis beteiligter Regionen ausgetauscht. So interessierte sich die spanische Region Andalusien beispielsweise für bilaterale Kontakte zum Klimaschutzgesetz. In Gesprächen mit Vertretern des australischen Bundesstaats New South Wales ging es allgemein um Ambitionssteigerungen und speziell um grünen Wasserstoff, hieß es aus dem Umweltministerium. Regionale Klimapolitik im internationalen Kontext „Beim Klimaschutz kommt es auf alle Ebenen an“, sagte die Ministerin dem WIRTSCHAFTSSPIEGEL. Nicht zuletzt „auf das lokale Engagement – deshalb haben wir auch jüngst den Klimapakt mit den Eines der studentischen Projekte: Verschiedene Arten von Hüllen können aussortierte Textilien wieder in Form bringen.

Anzeige Thüringer Energieforschungsprojekt ZO.RRO II unterstützt Industriebetriebe bei klimafreundlicher Gestaltung ihrer Energieversorgung. KMU können klimaneutral www.zorro.energy Das vom Freistaat Thüringen geförderte Projekt ZO.RRO II (Zero Carbon Cross Energy System) unterstützt beteiligte Thüringer Industriebetriebe bei der ganzheitlichen Optimierung ihrer Energieversorgung. Die Projektpartner Hochschule Nordhausen (HSN) und das Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) e.V. ermöglichen den Nachweis und die Verringerung des CO2Fußabdrucks kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) mithilfe von drei Tools: ZO.RRO-Messtechnik (1) erfasst die Energieverbräuche und Emissionen zeitlich aufgelöst, um verdeckte Einsparpotenziale und die größten CO2-Quellen zu ermitteln. Die Messdaten werden genutzt, um mit dem „ecocockpit“-Tool (2) der Effizienz-Agentur NRW CO2-Bilanzen des Unternehmens zu erstellen. Zudem berechnet der ausgezeichnete Energiesystem-Rechner (3) der HSN systemische Transformationspfade und Szenarien für eine klimaneutrale Energieversorgung zu jedem Zeitpunkt. Dieses OpenSource-Tool findet bereits breite Anwendung in Gemeinden, Stadtwerken und Unternehmen in Thüringen sowie überregional. ZO.RRO betrachtet den Einsatz Erneuerbarer Energien, Sektorenkopplung und Energiespeicherung sowie flexible Betriebsweisen, um besser auf Preisschwankungen reagieren zu können. Insgesamt dienen die drei ZO.RRO-Tools der Dekarbonisierung der Energieversorgung von Industriebetrieben mit dem Ziel Leuchtturmprojekte in Thüringen mit überregionaler Strahlkraft zu generieren, damit Unternehmer:innen anderswo erkennen: So geht´s – KMU können klimaneutral! 11 Foto: TMUEN Thüringer Kommunen geschlossen.“ Unterhalb der internationalen Ebene sei auch und gerade interregionale Klimapolitik vernetzt und global solidarisch. „Das Netzwerk der ‚Under2Coalition‘ verbindet Regionen aus der ganzen Welt, die gemeinsam eine ambitionierte Klimaschutzpolitik für das Erreichen der Pariser Klimaziele anpacken“, so die Ministerin zu ihren internationalen Gesprächen. „Beyond Fast Fashion“ aus Weimar Auch die Bauhaus-Universität Weimar war zu Gast bei der 27. Weltklimakonferenz. Auf Einladung der Vereinten Nationen präsentierten Weimarer Studierende auf der COP27 in Ägypten Ideen für einen nachhaltigen Umgang mit Textilien. Im Austausch mit internationalen Händlern und Herstellern der Textilindustrie wurde diskutiert, wie das Recycling von Altkleidung optimiert werden kann. Entwickelt wurden die Konzepte im Rahmen des interdisziplinären BauhausModuls „Textile.Umwelten“, bei dem die Studierenden textile Wertschöpfungsketten grundlegend untersucht, hinterfragt und neu gedacht haben. Ob in Kleidung, Möbeln, medizinischer Ausrüstung, Gebäuden oder Fahrzeugen: Textilien sind aus dem Alltag nicht wegzudenken und finden sich in nahezu allen Lebensbereichen wieder. Damit beginnt das Problem: „Bei Herstellung, Transport und Recycling von Textilien wird unsere Umwelt enorm belastet, was ein zwingendes Umdenken der Wertschöpfungskette erfordert“, erläutert Prof. Eckhard Kraft, Studiengangleiter Umweltingenieurwissenschaften und Initiator der entsprechenden Lehrveranstaltung. Dabei wurde die Frage erörtert, wie der Wandel von einer schnelllebigen „Wegwerf-Kultur“ hin zu einer nachhaltigen textilen Kreislaufwirtschaft gelingen kann. Kooperation mit UN seit 2019 Elf Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Altkleidung wurden erarbeitet und im Rahmen der Jahresschau summaery2022 im Juli präsentiert. Vertreter der Uni und der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) haben die besten Ideen ausgewählt und die beteiligten Studierenden zur 27. Weltklimakonferenz eingeladen. Bereits ein Jahr zuvor hatte eine Gruppe Studierender der Bauhaus-Universität Weimar die Chance, bei der UN-Konferenz in Glasgow 2021 ihre Ideen zur Permakultur im urbanen Raum zu präsentieren. Die Kooperation mit den Vereinten Nationen entstand 2019, als Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, eine Bauhaus-Gastprofessur innehatte. Eine Forschungsgruppe soll das Thema nachhaltiger Textilkreislauf an der Fakultät Bauingenieurwesen weiter bearbeiten. (tl) Beim Klimaschutz kommt es auf alle Ebenen an. Anja Siegesmund, Thüringer Umweltministerin

Die Thüringer Landesregierung hat einen neuen Klimapakt mit den Städten, Gemeinden und Landkreisen des Freistaats geschlossen. Er ermöglicht den Kommunen ab nächstem Jahr mehr Investitionen in Klimaschutz und Klimaanpassung. Thüringen schließt Klimapakt Kommunen begrüßen mehr Geld für Solar, LED oder Sonnensegel Für die Jahre 2023 und 2024 sind je 50 Millionen Euro als zusätzliche finanzielle Unterstützung eingeplant, teilte das Thüringer Umweltministerium mit. Die Kommunen sollen demnach selbst entscheiden können, wie sie das Geld am effektivsten einsetzen. Das Spektrum ist demnach breit gefasst. Es reicht von Solaranlagen auf Rathäusern oder anderen kommunalen Gebäuden über sparsame LEDs zur Umrüstung der Straßenbeleuchtung bis zu Sonnensegeln zum Hitzeschutz in Kindereinrichtungen. Die großen Herausforderungen beim Klimaschutz und bei der Klimaanpassung auf allen Ebenen könnten nur zusammen bewältigt werden, sagte Energieministerin Anja Siegesmund bei der Vertragsunterzeichnung. Die Investitionen dafür zahlten sich doppelt und dreifach aus. Sie würden uns krisensicherer machen, die regionale Wirtschaft stärken und unsere Lebensgrundlagen schützen, so Siegesmund: „Mit dem Klimapakt vervollständigen wir unser Klimagesetz um einen besonders wertvollen Bestandteil.“ Bereits im Jahr 2021 wurden den Thüringer Gemeinden, Gemeindeverbänden, kreisfreien Städten und Landkreisen zusätzliche Finanzmittel in einem Umfang von zehn Millionen Euro für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Auch im Jahr 2022 sollen insgesamt weitere zehn Millionen Euro an Thüringer Kommunen ausgezahlt werden. Der jetzt unterschriebene Pakt erhöht die Unterstützung damit deutlich. Bei Städten und Gemeinden des Freistaats findet der neue Pakt viel Zuspruch. Sie trügen bereits mit Maßnahmen zur Einsparung von Energie und Kohlendioxid zum Klimaschutz bei. Schutzeinrichtungen vor Wärme und Hochwasser dienten der Klimaanpassung. „Mit dem Klimapakt entsteht ein erster Anschub, um auch weitere investive Maßnahmen in den Blick zu nehmen“, sagte Michael Brychcy, Präsident des Gemeinde- und Städtebunds Thüringen. Für den gemeinsamen Weg der Kommunen mit der Thüringer Landesregierung zur Klimaneutralität sei eine qualifizierte und nachhaltige Unterstützung aller demokratischen Fraktionen im Thüringer Landtag notwendig, um für die kommunale Familie auch die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen insbesondere durch zusätzliche Finanzmittel für Personal- und Sachausgaben belastbar für die Zukunft auszugestalten. Für die gemeinsamen Bemühungen des Landes und der Landkreise beim Klimaschutz bedeute der Abschluss der Vereinbarung einen Startschuss. Für die Landesregierung resultiere daraus nun der Arbeitsauftrag, zeitnah die tatsächlichen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Landkreise den anstehenden Herausforderungen beim Klimaschutz verlässlich und dauerhaft mit vollem Engagement widmen könnten, ergänzte Thomas Budde, Geschäftsführer des Thüringischen Landkreistages. (tl) Thomas Budde, Geschäftsführer des Landkreistages, Umweltministerin Anja Siegesmund und Michael Brychzy, Präsident des Gemeinde- und Städtebunds, nach der Unterzeichnung des Klimapakts (v.l.) 12 Foto: TMUEN

Nachhaltigkeit 13 Foto: penofoto.de - stock.adobe.com Schon bei der Planung den kompletten Lebenszyklus denken Recyclinggerechtes Konstruieren von Gebäuden Recyclinggerechtes Bauen ist wichtig. Dabei geht es nicht nur darum, den Verlust wertvoller Ressourcen zu mindern, sondern auch um knappen Deponiekapazitäten entgegenzuwirken. Dafür braucht es eine verantwortungsvolle Konstruktion von Gebäuden. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft müssen mehr gebrauchte Produkte und recycelte Materialien zum Einsatz kommen und eingesetzte Materialien nach dem Rückbau möglichst ohne Verluste wieder als Baustoffe verwendet werden können. Recyclinggerechtes Konstruieren erfordert einen Blick auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Herstellungs- über die Nutzungs- bis hin zur Rückbauphase – und darüber hinaus. Potenziale für recyclinggerechtes Bauen Die Ansätze für recyclinggerechtes Bauen sind vielfältig. Drei Aspekte seien hier beispielhaft genannt: Einer der wichtigen Ansätze ist es, Materialverbünde lösbar zu gestalten. Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn sie im Recyclingprozess nicht sortenrein trennbar sind. Ein weiter Aspekt: Dämmstoffe sollten, wenn möglich, lose eingebaut oder nur mechanisch befestigt werden. Die Art des Tragwerks ist ebenfalls bedeutend: Ein umnutzungsfähiges Tragwerk kann lange erhalten bleiben, demontierbare Tragwerke potenziell wiederverwendet werden. Darüber hinaus sollten für mehr Kreislaufführung von Ressourcen ausschließlich recyclingfähige oder wiederverwendbare Materialien zum Einsatz kommen. Mit dem Ressourcencheck des VDI ZRE lassen sich anhand verschiedener Fragestellungen die eigenen Potenziale zum recyclinggerechten Bauen analysieren. Im Ergebnis werden grundlegende Strategien für recyclinggerechtes Konstruieren aufgezeigt. Vorgestellt werden auch Werkzeuge und Gute-Praxis-Beispiele, die bei der Umsetzung unterstützen. Die Arbeitsmittel des VDI ZRE werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt und sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei der Steigerung ihrer Ressourceneffizienz unterstützen. Ihre Nutzung ist kostenlos. (tl) Durch die Knappheit von Rohstoffen müssen viele Industriezweige umdenken. Damit wird Materialeffizienz und Kreislaufwirtschaft auch in die Baubranche Einzug halten. Ob Gebäude oder Teile davon wieder verwendet werden können, wird schon in der Planung festgelegt. Das neue kostenlose Online-Tool „Recyclinggerechtes Konstruieren im Bauwesen“ des Zentrums Ressourceneffizienz des Vereins Deutscher Ingenieure e.V. (VDI ZRE) zeigt Strategien, Werkzeuge und Beispiele aus der Praxis.

CO2positiv (Depot) CO2neutral CO 2neutral Biologisches material Mineralisches Material Fossiles Material Verbundwerkstoff Technische Nährstoffe Rückgabe und Demontage Kohlenstoffbasiertes Produkt Produktion thermische Entsorgung Biologische Nährstoffe Biologische Zersetzung (Wieder-) Nutzung Produktion Kohlenstoffbasiertes Produkt biologisch regenerativer Stoffkreislauf technisch zirkulärer Stoffkreislauf Ausgangsmaterialien (Wieder-) Nutzung CO2negativ CO2neutral Rohstoffrückgewinnung/ Wiederaufbereitung Rückführung/ Kompostierung Im Rahmen der Erstellung des touristischen Zukunftskonzeptes 2030 des Weimarer Land Tourismus wurden verschiedene EntwickOXQJVVFKZHUSXQNWH GHˋ QLHUW (LQ 6FKZHU SXQNW GDEHL LVW GLH 6W¦UNXQJ GHU WRXULVWL VFKHQ *HELHWVNXOLVVH LP O¦QGOLFKHQ 5DXP VRZLH GDV 6FKDIIHQ YRQ QHXHQ $QNXQIWV XQG (UOHEQLVSXQNWHQ I¾U *¦VWH GLH ]X )X¡ RGHU PLW GHP 5DG XQWHUZHJV VLQG RGHU HLQ IDFK QXU GLH /DQGVFKDIW DOV $XIHQWKDOWVUDXP I¾U VLFK QXW]HQ ZROOHQ $XV GLHVHP ,PSXOV KHUDXV HQWVWDQG GLH ,GHH GLH *HO¦QGHP¸EOLHUXQJ QHX ]X KLQWHUIUDJHQ XQG QDFK QHXHQ QDFKKDOWLJHQ /¸VXQJHQ ]X VXFKHQ 'DV (UJHEQLV HLQHU 6:27 $QDO\VH ZDU HUQ¾FKWHUQG Die typischen Holzbänke, die bisher die Wanderwege und Aussichtspunkte zieren, sind wahre Kostenfresser für Kommunen. $OOH ]ZHL ELV YLHU -DKUH HLQ 1HXDQVWULFK 9DQ GDOLVPXV 'LHEVWDKO XQG KRKH (QWVRUJXQJV NRVWHQ EHODVWHQ GLH ¸IIHQWOLFKHQ +DXVKDOWH 'LHVH (UNHQQWQLV ZDU GLH *UXQGODJH I¾U GDV 0RGHOOSURMHNW ,Q HLQHU .RRSHUDWLRQ PLW GHP % $ 8 0 H 9 %XQGHVGHXWVFKHU $UEHLWVNUHLV I¾U QDFKKDOWLJHV :LUWVFKDIWHQ HLQHP 3DUWQHU GHU ,QLWLDWLYH Ȧ1HZ (XURSHDQ %DXKDXVȤ GHU (8 .RPPLVVLRQVSU¦VLGHQWLQ ZXUGH GLH .RQ]HSWLGHH I¾U GDV 3URMHNW HQW ZLFNHOW *UXQGODJH ELOGHQ GLH 3ULQ]LSLHQ GHV 1HZ (XURSHDQ %DXKDXV GLH :LHGHUYHUELQGXQJ PLW GHU 1DWXU G DV =XJHK¸ULJNHLWVJHI¾KO ZLHGHUHUODQJHQ GLH 8QWHUVW¾W]XQJ XQG 3ULRULVLHUXQJ GHU 2UWH XQG 0HQVFKHQ GLH HV DP PHLVWHQ brauchen G LH *HVWDOWXQJ HLQHV ]LUNXO¦UHQ LQGXVWULHOOHQ ˜NRV\VWHPV XQG 8QWHU VW¾W]XQJ GHV /HEHQV]\NOXVGHQNHQV Auf das zirkuläre Material kommt es an. ,P Q¦FKVWHQ (QWZLFNOXQJVVFKULWW ZXUGHQ YHUVFKLHGHQH *HO¦QGHP¸EHO LP 'HVLJQ der Marke Weimarer Land entwickelt wie ]XP %HLVSLHO :DQGHUEDQN )DKUUDGSDUNHU :HJZHLVHU $QNXQIWVSODW] XQG *ULOOVWDWLRQ 'LH JU¸¡WH +HUDXVIRUGHUXQJ ZDU GDEHL HLQ 0DWHULDO ]X ˋ QGHQ GDV I¾U GLHVHV 3URMHNW JHHLJQHW LVW ,Q GHU 0DWHULDOELEOLRWKHN YRQ 5,77:(*(5 XQG 7($0 ZXUGH DXV ¾EHU RITTWEGER + TEAM Markenprägende Geländemöblierung im Weimarer Land als CO2-Depot © Konzept & Grafik: www.rittweger-team.de * unter den Bedingungen klimaneutraler Produktionsprozesse durch erneuerbare Energien (netto Null prozessbezogene CO2-Emissionen) Natürliche Materialien mit kurzen Verbrauchszyklen natürliche oder technische Verbundmaterialien mit einer KohlenstoffSpeicherwirkung von > 100 Jahren mineralische Rohstoffe auf fossilen Rohstoffen basierte Materialien Modellprojekt im Rahmen des „New European Bauhaus“ mit überraschenden Erkenntnissen gestartet: Die Markenprägende Geländemöblierung verbindet Schönheit mit nachhaltigem, zirkulärem Design für den kommunalen Bereich und bringt die EU-Initiative „New European Bauhaus“ zurück zum Ursprung des Originals. Materialfokussierte Dekarbonisierung in der Circular Economy Anzeige 14

b0XVWHUQ GDV 0DWHULDO *&& *HUPDQ &RP SRVLWH &RPSRXQG DXVJHZ¦KOW 'DV 0DWHULDO LVW &22 QHXWUDO LQ 'HXWVFKODQG SURGX]LHUW XQG EHVWHKW DXV 5HVWHQ GHU .XQVW VWRIˋ QGXVWULH VRZLH +RO]VS¦QHQ DXV žEHU VFK¾VVHQ GHU +RO]YHUDUEHLWXQJ ,P %HUHLFK 0DWHULDOJHVXQGKHLW HUI¾OOW HV GHQ &UDGOH WR &UDGOH &HUWLˋ HGTM 3ODWLQ 3URGXNWVWDQGDUG $X¡HUGHP EHVLW]W HV SHUIHNWH (LJHQVFKDI WHQ I¾U GLH $X¡HQDQZHQGXQJ ZLH HLQ KRKHV (LJHQJHZLFKW XQG YHU]HLKEDUH 2EHUˌ ¦FKHQ .UHLVODXII¦KLJNHLW EHJLQQW EHLP 'HVLJQSUR ]HVV .RQNUHW EHGHXWHW GDV I¾U GLH *HO¦QGH P¸EOLHUXQJ LP :HLPDUHU /DQG Entwicklung des Produktdesigns aus HLQHP 6WRIIVWURP . RQ]LSLHUXQJ GHU YROOPDVFKLQHOOHQ Materialaufbereitung bei der Rücknahme GXUFK GHQ +HUVWHOOHU 'LJLWDOHU 1DFKYHUIROJXQJVSUR]HVV ]XU TXDOLWDWLYHQ 6LFKHUVWHOOXQJ GHU 0DWHULDO U¾FNˌ ¾VVH 0RGHOOLHUXQJ GHV &22 6SHLFKHUSRWHQWLDOV DQKDQG YRQ GUHL /HEHQV]\NOHQ PLW HLQHP 'HSRWHIIHNW YRQ PLQGHVWHQV -DKUHQ Entwicklung eines Materialpasses mit nachhaltigen Leistungsdaten Win-Win-Win-Situation durch Rücknahmevereinbarung des Herstellers 6SDQQHQG VLQG GLH (UNHQQWQLVVH DP (QG RI /LIH 'LH .RPPXQHQ HUVSDUHQ VLFK P¸JOLFKH (QWVRUJXQJVNRVWHQ GHU +HUVWHOOHU VLFKHUW VLFK VHLQH 5RKVWRIIH XQG SURˋ WLHUW YRQ HU VSDUWHQ 3UHLVVWHLJHUXQJHQ 'DV .OLPD IUHXW VLFK GD GLH LP +RO] JHVSHLFKHUWHQ NJ &22 LQ GHQ Q¦FKVWHQ -DKUHQ ZHGHU GXUFK 9HUURWWXQJ QRFK GXUFK 9HUEUHQQXQJ freigesetzt werden und damit direkt das *UDG =LHO XQWHUVW¾W]W ZLUG Die Lebenszyklusanalyse offenbart rund b(XUR (LQVSDUSRWHQ]LDO SUR %DQN 'HQQ HLQH +RO]EDQN LP *HO¦QGH NRVWHW EHL HLQHP GDXHUKDIW JHZDUWHWHQ XQG JHSˌ HJWHQ =XVWDQG ¾EHU -DKUH UXQG (XUR XQG ELQGHW GDEHL NDXP YHUI¾JEDUH +DQGZHUNHU UHVVRXUFHQ ,Q HLQHU HUVWHQ 9RUEHZHUWXQJ GHV 3URWRW\SV UHGX]LHUHQ VLFK GLHVH .RVWHQ XP UXQG (XUR SUR %DQN 0DQFKH .RPPXQHQ KDEHQ HWZD %¦QNH LQ LKUHP %HVWDQG (LQ 3RWHQ]LDO GDV SRVLWLYH 6LJQDOH I¾U GLH 7UDQVIRUPDWLRQ VHQGHW Erkenntnisse nach der ersten Projektphase: Das Binden von CO2 in Stoffströmen ist heute schon möglich und bietet einen der wesentlichen Hebel zum Erreichen des 1,5- Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens. Nachhaltige Datenerfassung wie z. B. CO2-Bilanzierung, Nachhaltige Leistungsmessung oder Lebenszyklusanalysen sind optimale Grundlagen für die Entwicklung von Produktinnovationen. Das größte Innovationspotenzial in der Transformation liegt im Mittelstand. Nachhaltige Produkte sind auch schon kurzfristig wirtschaftlich die bessere Lösung, speziell für die öffentliche Hand. ANERKANNTER FÖRDERBERATER Nachhaltiges Lieferantenrating Mit der richtigen Strategie Zeit und Aufwand sparen. CONSULTING MIT SUBSTANZ 99084 Erfurt . Anger 24 Telefon +49 361 550560-0 www.rittweger-team.de Q Strategieentwicklung Q Markenentwicklung Q Nachhaltiges Produktdesign Q Zirkuläres Bauen Q Nachhaltigkeitsreporting Q CO2-Bilanzierung Erstes Cradle to Cradle® inspiriertes Produkt in Thüringen: die Bank „Silva“ im Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden speichert rund 300 kg CO2 Foto: Weimarer Land Tourismus e. V. www.weimarer-land.travel

16 Die Energiekrise stellt die deutsche Industrie aktuell vor große Herausforderungen. Laut der Gemeinschaftsdiagnose aus dem Herbst 2022 sind besonders energieintensive Unternehmen zum Beispiel aus der chemischen Industrie betroffen. Aber auch Betriebe der Glasherstellung und Metallverarbeitung haben es aufgrund der gestiegenen Energiekosten schwer. Nachhaltige Innovationen in Krisenzeiten – Energiekosten bis zu 40 Prozent senken ifesca Future Technology Center Trotz der aktuellen Krisenbewältigung, die den Unternehmen viel abverlangt, steht die Industrie weiterhin zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. Längst ist allen bewusst, dass eine langfristige Sicherung der hiesigen Industrie nur mit einer Transformation hin zur Klimaneutralität möglich ist. Was es jetzt braucht, sind Innovationen, neue Technologien und intelligente Lösungen, die auf Dauer zu einem nachhaltigen Wirtschaften beitragen. Energiekosten bis zu 40 Prozent senken Eine Grundlage dafür ist die Verwertung von vorhandenen Daten im Unternehmen. Das stetige Datenwachstum wirkt vielleicht im ersten Moment einschüchternd. Richtig genutzt, hält es aber viel Potenzial für Verbesserungen bereit. Die ifesca GmbH unterstützt die Energiebranche und die energieintensive Industrie dabei, dieses hohe Datenaufkommen bestmöglich zu nutzen. Durch die Analyse der Daten mittels künstlicher Intelligenz sorgt ifesca für Transparenz über die Energiesituation im gesamten Unternehmen. So werden Optimierungspotenziale ersichtlich und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Im Schnitt lassen sich damit 40 Prozent der Energiekosten einsparen. Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Industrie Durch die flexible Integration der ifesca Plattform in bestehende Prozesse werden die für Unternehmen so teuren Energiespitzen erkannt. Über die vollautomatischen KI-basierten Echtzeitprognosen kann anschließend der Lastgang signifikant optimiert und so Lastenspitzen vorgebeugt werden. Auch werden je nach Anwendungsfall der optimale Energiemix von erneuerbaren Energien als Bezugsquelle vom Strombedarf berechnet. Die Nutzung von Freiflächen für PV- oder Windkraftanlagen wird dabei selbstverständlich mitgedacht. Auch die Berechnung eines optimalen Speichers gehört zur Potenzialanalyse durch das junge Ilmenauer Unternehmen. Durch den Einsatz der innovativen Lösungen von ifesca werden nicht nur Kosten durch Ausnutzung von Flexibi-

Anzeige 17 litäten reduziert, sondern Unternehmen auch dazu befähigt, große Mengen CO2 einzusparen. So leisten energieintensive Betriebe einen entscheiden Beitrag zur dringend notwendigen Energiewende und minimieren gleichzeitig ihre Risiken in Krisenzeiten. Starke Partnerschaften ebnen neue Pfade Seit Oktober 2021 hat das mittlerweile fast 50-köpfige Softwareunternehmen zusätzlich zum langfristigen Finanzierungspartner bm|t beteiligungsmanagement thüringen einen neuen starken Kooperationspartner an seiner Seite, die KION GROUP AG. Die entstandene Zusammenarbeit ermöglichte das Ausrollen der intelligenten Lösungen von ifesca in neuen Märkten wie der Intralogistik. Die Automobilproduktion, Baumärkte, Supermarktketten und viele weitere Branchen können so einfachen Zugang zur ifesca Technologie für den energetisch nachhaltigen Einsatz ihrer KION-Logistiklösungen erhalten. Bedeutung von nachhaltigen Investments ifesca ist nur ein Beispiel aus dem Portfolio der bm|t beteiligungsmanagement thüringen, welches mit Energieoptimierung zu einer nachhaltigeren Industrie beiträgt. Weitere Technologien aus Thüringen, wie die der Revincus GmbH aus Weimar und der SecondSol GmbH aus Meiningen haben das Thema Energieeffizienz im Fokus – wirtschaftlich und ökologisch. So bestätigt die steigende Nachfrage nach der Revincus-Technologie, dass auch die Immobilienindustrie vor großen Herausforderungen steht. Das Revincus-System ermöglicht über ein neuartiges Verfahren eine Abwasserwärmerückgewinnung im Wohnungs- und Sanierungsbau. In einem Großprojekt in Stadtroda können beispielsweise 160 Megawattstunden im Jahr an Wärme zurückgewonnen werden. Damit lassen sich rund 30 Tonnen CO2 und ca. 30.000 Euro Energiekosten einsparen. Auch die SecondSol GmbH aus Meiningen trägt einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung bei. Ihr Marktplatz für Photovoltaik-Produkte und Ersatzteile boomt. Die über 40.000 Nutzer können auf mehr als eine Million Artikel und Reparaturleistungen zurückgreifen und, statt den Recycling-Weg zu gehen, ihren gebrauchten, noch intakten Modulen über die Plattform ein zweites Leben geben. Dies schont wertvolle Rohstoffe und Kapital. Die Liste von nachhaltigen Investments bei der bm|t ist noch viel länger und geht über klassische Energieeffizienz hinaus. Eine weitere spannende Innovation aus Thüringen, entwickelt vom Jenaer Unternehmen Dashfactory GmbH, will für eine nachhaltigere Mobilität sorgen. Mit ihrer Sicherheitskamera für Fahrräder DASHBIKE und ihrer urbanen Datenplattform DASHTRACK für Smart City Analysen können stark frequentierte Routen, Unfallschwerpunkte und Straßenzustände identifiziert und im Rahmen der Verkehrsinfrastrukturentwicklung gezielt verbessert werden. Damit trägt das junge Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zur sicheren, individuellen und ökologischen Mobilität bei. Fazit Es lässt sich zunehmend erkennen, dass Innovationen in den Bereichen Umwelt und Klimaneutralität mit starken Zukunftschancen und attraktiven Renditeerwartungen für Unternehmen und Investoren vereinbar sind. Die steigende Zahl an nachhaltigen Technologien aus Thüringen wird nicht nur den ökologischen Fußabdruck weiter verbessern, sondern auch die stark industriell geprägte Wirtschaft krisensicherer machen. www.ifesca.de ifesca GmbH Am Vogelherd 10 98693 Ilmenau www.bm-t.de bm|t beteiligungsmanagement thüringen GmbH Maximilian-Welsch-Straße 6a 99084 Erfurt Anzeige Sebastian Ritter, Geschäftsführer ifesca Ihre Ansprechpartner Kevin Reeder, Geschäftsführer bm|t

Nachhaltigkeit 18 Foto: CrazyCloud - stock.adobe.com Viele produzierende Unternehmen haben sich in den letzten beiden Jahren mit bis dahin nie gekannten Problemen auseinandersetzen müssen: Unsichere Lieferketten und -termine, enorme Preissteigerungen und knapper werdende Rohstoffe haben nicht wenige Betriebe belastet. Besserung ist nicht in Sicht. Mehr Einsatz von Sekundärrohstoffen Abfälle können wertvolle Rohstoffe sein Wir müssen mit den verfügbaren Ressourcen verantwortungsvoller umgehen. Das ist aus Umweltsicht als auch mit Blick auf sozioökonomische Entwicklung geboten. Ein Blick auf das aktuelle Weltgeschehen lehrt uns, dass wir uns einseitige Abhängigkeiten nicht mehr erlauben können. Aber was soll ein Land tun, wenn es kaum über eigene Rohstoffe verfügt? Ein Weg ist es, sogenannte Sekundärrohstoffe einzusetzen. Sie werden überwiegend über die Aufbereitung von in Produktionsprozessen und Konsum genutzten Gütern und entsorgtem Material gewonnen. Momentan werden nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) global gesehen nur neun Prozent des Rohstoffbedarfs über Sekundärrohstoffe abgedeckt. Auf europäischer Ebene sollen es knapp unter 13 Prozent sein und in Deutschland etwas darüber. Würden in der EU mehr Abfälle recycelt, könnten beispielsweise bis 2035 mehr als 280 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Alternative Konzepte zur Abfallvermeidung und zum Einsatz von Sekundärrohstoffen bergen vielfach Potenziale, um Ressourcen einzusparen, dadurch auch Energiebedarfe und Treibhausgasemissionen zu verringern und Umweltstress zu mindern. Würden alle Abfälle Deutschlands recycelt, dann läge der Anteil der verwendbaren Sekundärrohstoffe bei 22 Prozent. Dies fand die kürzlich veröffentlichte Studie „Sekundärrohstoffe in Deutschland" des Institutes für Energie- und Umweltforschung (Ifeu), im Auftrag des Naturschutzbund Deutschland (NABU), heraus. Aus Abfall wird Rohstoff Was für ein Unternehmen Abfall ist, kann für ein anderes wertvoller Rohstoff sein. Warum also nicht mehr benötigtes Material als Wertstoff verkaufen oder kaufen? Die Verwendung solcher Sekundärrohstoffe reduziert den Verbrauch von wertvollen Ressourcen, da weniger Primärrohstoffe gewonnen und eingesetzt werden müssen. Darüber hinaus kann dieses Vorgehen zu einer verbesserten Wettbewerbssituation beitragen, indem Kosten reduziert und zusätzliche Einnahmen generiert werden. Materialdatenbank als Informationsquelle Damit Abfall als Wertstoff eingesetzt wird, braucht es Wissen um bestehende Angebote sowie die Verwendungs- und Vertriebsmöglichkeiten der Sekundärrohstoffe. Eine Materialdatenbank des VDI Zentrum Ressourceneffizienz (VDI ZRE) unterstützt insbesondere Unternehmen, die bisher wenig Erfahrung mit der Verwertung, dem Ankauf und der Veräußerung von Stoffen haben, die in der Produktion anfallen. Sie führt Materialien in verschiedenen Kategorien auf. Zu jedem Eintrag gibt es eine kurze Beschreibung, sowie Angaben zu der Geometrie und den Einsatzmöglichkeiten des Wertstoffs. Zudem sind jeweils passende Händler zu den Wertstoffen verlinkt. Im Bereich „Beispiele aus der Praxis“ wird aufgezeigt, wie andere Unternehmen bereits erfolgreich Nebenprodukte und Sekundärrohstoffe einsetzen. (tl) https://tinyurl.com/2cbkydj2

Nachhaltigkeit 19 Die M. Seeber Kunststofftechnik GmbH in Thüringen ist ein kreativer, zukunftsorientierter Partner für die Herstellung von Formteilen und Baugruppen aus Kunststoff mit der Zielstellung, überdurchschnittliche Qualitätsstandards zu realisieren. Und nicht nur das: Das Unternehmen ist auch Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Ökonomie oder Ökologie – besser beides! M. Seeber Kunststofftechnik GmbH Schon als Gründer Martin Seeber das Unternehmen im Jahr 1990 von der Treuhand übernahm, setzte er darauf, Ökonomie und Ökologie miteinander zu verknüpfen. In dem seit 1936 bestehenden Duroplastbetrieb mit seinen Fertigungshallen aus dem Jahr 1970 gab es eine Menge zu erneuern. Es folgte die Sanierung des Betriebes mit einem nachhaltigen Energiekonzept. Dazu gehörten die Optimierung der Wärmedämmung und die Installation einer umweltfreundlichen Fußbodenheizung. Sie nutzt die ohnehin anfallende Produktionswärme effizient. Im Winterhalbjahr wird damit geheizt, in der warmen Jahreszeit wird sie einem Erdkollektor zugeführt. Bis zum heutigen Tag verfolgt Martin Seeber sein Wirtschaftskonzept der Nachhaltigkeit aus Überzeugung: „Die Wirtschafts- und Lebensweise in den hochentwickelten Regionen dieser Welt hat in den letzten drei Jahrzehnten zu einem stetig steigenden Ressourcenbedarf und in der Folge zu einer extremen Belastung der Natur geführt, die unsere Lebensgrundlage vernichtet“, sagt er. „Nur durch eine radikale Änderung der Umweltpolitik kann das Überleben der Kulturen gesichert werden!“ Insbesondere die Klimabelastung durch CO2 müsse schnellstens verringert werden. Weitere Investitionen in ressourcensparende Technik folgten. Um nicht notwendige Flächenbeleuchtung zu reduzieren, rüstete das Unternehmen seine Lichttechnik auf LED-Systeme mit optimierter Schalttechnik um. Plastverarbeitungswerkzeuge erhielten eine verbesserte Isolation, um Wärmeverluste zu vermeiden. Vorerst letzter Schritt in dieser Reihe ist die Installation eine Photovoltaikanlage mit 110 KilowattPeak. Die M. Seeber Kunststofftechnik GmbH beweist also, dass sich Entscheidungen im frühen Projektstadium wesentlich auf die Ökologie und Ökonomie eines Betriebes auswirken. Das dokumentiert das Unternehmen auch nach außen durch den Beitritt zum Nachhaltigkeitsabkommen. „Unsere Beteiligung am Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen dokumentiert unsere schon seit 20 Jahren verfolgte Zielstellung, die Kunststoffverarbeitung über den allgemeinen Standard energieeffizienter und umweltverträglicher zu gestalten“, so der Geschäftsführer. M. Seeber Kunststofftechnik GmbH Probstzellaer Straße 48 98743 Gräfenthal www.seeberkunststofftechnik.de Anzeige

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