WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 6/2022

Innovationen & Gründertum 29 Foto: STIFT kann fast überall entstehen. Wir möchten Mut machen für Innovation, nicht nur in den bekannten Unternehmen und Institutionen. Bei den Technologien waren die Gewinnerinnen und Gewinner immer diesen, bereits genannten Schritt vor dem Zeitgeist, aber dabei so auf den Markt fokussiert, dass die Innovation eben auch in einem erfolgreichen Produkt mündete. Digitalisierung war in Thüringen bereits in Produkten und Prozessen, als das Wort noch kein Trend war. Die Technologiebreite des Wettbewerbs zeigt einen schönen Querschnitt durch unsere Hauptbranchen Optik, Sensorik, Life Sciences, Automation, also viel Deep-Tech, aber auch Prozess- und Gesellschaftsinnovationen. Auch die Themen Nachhaltigkeit, Schonung von Ressourcen und Dekarbonisierung spiegeln sich in vielen Innovationen wieder. Zusätzlich zeigt sich eine starke Start-up-Szene in Thüringen mit vielen neuen und agilen Unternehmen, die hochinnovative Produkte haben. Sie können tatsächlich mit den Bewerbungen von gestandenen Unternehmen mithalten und innerhalb kurzer Zeit zu etablierten Größen ihrer Branche werden und damit dem Thüringer Innovationsökosystem immer wieder neuen Schwung geben. Was muss ein Unternehmen mitbringen, um beim Innovationspreis erfolgreich zu sein? Um beim Innovationspreis zu punkten braucht es ein innovatives Produkt oder Verfahren mit hoher Marktrelevanz. Dabei muss es nicht zwingend die „spektakuläre“ disruptive Innovation sein. Auch kleine, aber entscheidende Verbesserungen mit hohen Marktpotenzialen haben eine Chance. Wichtig ist auch die Fähigkeit, unsere Jury zu überzeugen. Das ist oft gar nicht so einfach, denn Grundlage für die Jury-Entscheidung sind ausschließlich die eingereichten Unterlagen. Hier müssen die Teilnehmenden auf die inhaltliche Qualität der Texte in der Bewerbung achten, um ihren konkreten innovativen Ansatz darzustellen beziehungsweise die Marktfähigkeit zu vermitteln. An dieser Stelle vielen Dank an unsere Jury, die nicht nur jede Bewerbung auf Herz und Nieren prüft, sondern auch nachfragt, recherchiert und mit viel Leidenschaft und Sachverstand diskutiert. Wie begleitet die STIFT die PreisträgerUnternehmen weiter? Wir verstehen uns in der Trägergemeinschaft als netzwerkende Institutionen, die Innovator:innen ins Gespräch bringen und auf das nächste Level heben. So ein wenig nach dem Motto: Wir schaffen es gemeinsam, die Räder der anderen noch größer und wirkungsvoller zu drehen. Denn neben dem attraktiven Preisgeld und umfangreichen Marketingmaßnahmen öffnen wir auch unser großes, regionales, nationales und internationales Netzwerk – sowohl das der STIFT, aber auch innerhalb unserer Trägergemeinschaft. Über den Innovationspreis sind wertvolle Kontakte und weitere Projekte im Rahmen unserer Stiftungsarbeit entstanden, ganz aktuell beispielsweise im Bereich der Nachwuchssicherung. Ehemalige Preisträger wie die Leuchtstoffwerk Breitungen GmbH und die ADVA Optical Networking SE haben einen Teil ihres Preisgeldes re-investiert und gemeinsam mit uns Projekte initiiert, um künftige Fachkräfte in der Region schon frühzeitig zu fördern und zu binden. Es ist wunderbar zu sehen, was aus dem Kontakt von Menschen, die gemeinsam eine starke Vision haben und dann gemeinsam ins Handeln kommen, entstehen kann. Ein weiteres schönes Beispiel stammt aus dem letzten Wettbewerbsjahr. Dank des persönlichen Einsatzes von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee konnte für das Preisträger-Start-up Polytives GmbH eine dringend benötigte Produktionsstätte in Thüringen gefunden und das Unternehmen hier gehalten werden. Und diejenigen, die es nicht „aufs Treppchen“ geschafft haben? Hier machen wir keine Unterschiede. Unser Ziel ist es, das Thema Innovation in Thüringen und darüber hinaus voranzubringen und die richtigen Player zu vernetzen beziehungsweise zu befähigen. Dafür stehen wir mit Kopf, Herz und unserem Handeln. Und jede Person, Institution, jedes Unternehmen, die diese Leidenschaft mit uns teilt, ist eingeladen, das Thüringer Innovationsökosystem mit uns zu gestalten. Nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen könnte. Wird sich am Procedere des Innovationspreises etwas ändern? Das ist eine wunderbare Frage zum Schluss. 25 Jahre Innovationspreis. Wir wollen diesen Moment nutzen, um kurz innezuhalten. Es ist an der Zeit, die Zwischenfreude mit allen beteiligten Akteuren zu genießen, danke zu sagen und auf das zu schauen, was alles Wunderbares entstanden ist. Aus diesem Moment der Freude heraus sehen wir uns als Innovationspreis in der Pflicht, sich stets auch selbst zu innovieren. Welche Art von Innovationspreis braucht das Innovationsökosystem heute und welchen wird es in 5, 10, 15, 20 oder 25 Jahren brauchen? Hier sind wir im ständigen Austausch innerhalb der Trägergemeinschaft und haben das Ohr an aktuellen Technologie- und Branchen-Entwicklungen von regional bis international, freuen uns aber auch über jeden Impuls von außen. Die Welt ist im Wandel und wir auch. So entsteht ein Spielraum– beispielsweise hinsichtlich der Kategorien, oder auch bei weiteren Aspekten. In jedem Fall bleibt der Wettbewerb eine gute Plattform, die Thüringer Erfolge würdigt, Sichtbarkeit erzeugt, Mut macht und auch neue Impulse setzt. Interview: Torsten Laudien STIFT-Vorständin Christiane Kilian

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