WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 6/2022

Wirtschaft & Gesundheit 37 Fotos: Zentralklinik Bad Berka Es ist gut, auf seinen Körper zu hören, aber auch ganz pragmatisch und sinnvoll, regelmäßig alles checken zu lassen. Es gibt die Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt oder beim Zahnarzt und in Kliniken auch private Angebote, um sich durchchecken zu lassen. Wie oft sollte man sich checken lassen? Prof. Scharf: Ab 35 alle zwei Jahre. Daran kann man sich gut orientieren. Bei welchen Symptomen sollte man unbedingt zum Arzt? Prof. Scharf: Es gibt Alarmzeichen. Dazu gehören Schwindel, Doppelbilder, Luftnot, schwarzer Stuhl, Brustschmerzen. Bleiben wir bei Brustschmerzen, also dem Herz: Sind Herzpatienten überwiegend Menschen älterer Jahrgänge und männlich? Prof. Lapp: Nein, das hängt ganz von der Erkrankung ab und da klammere ich Patienten mit angeborenen Herzfehlern schon aus. Es beginnt für viele im vierten Lebensjahrzehnt zum Beispiel mit Rhythmusstörungen. Natürlich ist die Gruppe der Patienten mit „60 plus“ die größte Gruppe mit Arteriosklerose. Aber wie so oft entscheiden auch hier Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Diabetes, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, ob und wann jemand bestimmte Herzerkrankungen bekommt. Gibt es Symptome, die jeder spüren kann, die auf geschädigte Herzklappen hinweisen? Prof. Lapp: Wir kennen alle die typischen Symptome bei eingeengten Herzkranzgefäßen, die sogenannte Angina pectoris mit Engegefühl und Schmerz in der Brust. Solche Symptome sehen wir bei Herzklappenerkrankungen nur sehr selten, dafür sind die Anzeichen einer Herzklappenerkrankung vielgestaltig und nicht so typisch. Das heißt, die auftretenden Beschwerden können auch verschiedene andere Ursachen haben und erst durch genauere Untersuchungen kann man feststellen, ob eine Herzklappe betroffen ist. Symptome, die bei geschädigten Herzklappen auftreten können, sind eingeschränkte körperliche Belastbarkeit, Luftnot unter Belastung oder bei sehr schweren Klappenveränderungen auch in Ruhe, Wasseransammlung im Körper, insbesondere in den Beinen oder auch bestimmte Herzrhythmusstörungen. Hier sind spezielle Untersuchungen notwendig. Wie äußert sich eine Herzschwäche? Prof. Lapp: Wer bemerkt, dass die zwei Etagen, die man sonst spielend nach oben schafft, nicht mehr ohne eine Pause zu bewältigen sind, sollte sich untersuchen lassen. Diese zwei Treppen sind übrigens nicht aus der Luft gegriffen– sie entsprechen genau der Belastung beim Belastungs-EKG von etwa 75 Watt. Oft sind dann Herzprobleme wie Herzschwäche, eine Herzmuskelentzündung oder auch hoher Blutdruck Gründe für die Kurzatmigkeit. Was ist bei plötzlich auftretender Kurzatmigkeit? Prof. Lapp: Wenn die Kurzatmigkeit ohne besonderen Anlass plötzlich auftritt, dann sollte man den Notarzt rufen. Da kommen beispielsweise eine Lungenembolie in Frage oder auch ein Herzinfarkt. Letzterer geht ja nicht immer mit Schmerzen einher, bei manchen Menschen macht sich dieser ausschließlich durch Luftnot bemerkbar. Aber es gibt auch andere Situationen, die weniger dramatisch sind. Wenn man zum Beispiel ein stressiges Gespräch geführt hat, ist es auch möglich, dass man kurzatmig wird und hyperventiliert. Akute Probleme, die auch mit Begleitsymptomen wie kaltem Schweiß, rasendem Puls oder Schmerzen einhergehen, sollten immer ernst genommen werden. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, nur jeder Zweite merkt überhaupt, dass er betroffen ist. Wie merkt man das? Prof. Geller: Teilweise macht Vorhofflimmern sehr ausgeprägte Beschwerden und diese Patienten gehen relativ rasch zum Arzt. Dann gibt es aber auch Patienten, die kaum oder nur sehr indirekte Anzeichen für das Vorliegen dieser Herzrhythmusstörung haben. Herzklopfen, Herzrasen, unregelmäßiger Puls, einige merken das, aber andere merken das eher nicht, sondern sind eher mit den Folgen konfrontiert: eine schwindende Belastbarkeit, Brustschmerzen, Schwindel, es wird einem schwarz vor Augen bis zur Bewusstlosigkeit. Meine Empfehlung: Ab 60 regelmäßig ein EKG im Jahr. Was ist mit Homediagnostik? Prof. Geller: Da die Hälfte nichts von ihrer Erkrankung weiß, gibt es schon Empfehlungen ab 60, 65 Jahren, auch ohne Prof. Dr. med. Jens Gerd Scharf Prof. Christoph Geller Prof. Dieter Hörsch

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