WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 6/2022

Wirtschaft & Gesundheit 41 Foto: Nürnberger Langjährige Kooperation bringt vielfältige Herzimplantate hervor Bereits seit 1998 forscht Dr. Thomas Peschel am Fraunhofer IOF auch zu unterschiedlichen Implantaten für das Herz. Begonnen hat seine Arbeit auf diesem Gebiet mit der Entwicklung einer künstlichen Herzklappe. Zur Herzklappe gehört auch eine Gefäßstütze, auch Stent genannt. Gemeinsam mit einem Team aus Forschenden des Fraunhofer IOF sowie mit Medizinerinnen und Medizinern des Universitätsklinikum Jenas entwickelte Peschel eine Prothese, die sich ohne großen operativen Eingriff an die Stelle der geschädigten Herzklappe platzieren lässt. Besonders für ältere oder schwache Personen ist diese Technologie eine Lösung, denn ihre Gesundheit erlaubt häufig keine aufwendigen Operationen am geöffneten Brustkorb. Das Besondere an der von Peschel und seinem Team entwickelten Herzklappe: Erst an ihrem Einsatzort entfaltet sich die Klappe gemeinsam mit dem Stent. Die Idee wurde nach Jahren der erfolgreichen Forschungsarbeit mit Hilfe einer Ausgründung in die medizinische Praxis überführt. Parallel zu Peschels Forschung gründete sich in Jena das Start-up NovaPump GmbH. Dessen Mitbegründer, Prof. Markus Ferrari, war seitens des Universitätsklinikums Jena an der Herzklappenentwicklung beteiligt. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ronald Reich, heute Geschäftsführer der NovaPump GmbH, traten die beiden im Jahr 2013 erneut an das Team um Thomas Peschel vom Fraunhofer IOF heran und begeisterten ihn von der Idee, aufbauend auf der Erfahrung der Herzklappenentwicklung, neuartige selbstexpandierende, pulsatile Herzpumpen zu entwickeln. Eine Technologie wächst: Von Herzklappen zu Herzpumpen Für Peschel eine interessante, neue Herausforderung: Gemeinsam mit NovaPump begannen er und sein Team zunächst an einer Pumpe für die rechte Herzkammer zu arbeiten. Sie pumpt das sauerstoffarme Blut in Richtung Lungenstrombahn, wo es nachfolgend in den Lungen mit Sauerstoff angereichert und in den Körper zurückgepumpt wird. Genau wie bei den zuvor entwickelten Herzklappen muss sich die Pumpe für den Transport zum Einsatzort im Herzen auf das kleinstmögliche Maß zusammenfalten lassen. Erst in der jeweiligen Herzkammer angekommen, beginnt sie sich aufgrund des Materials definiert selbst zu entfalten. „Wir wollen Leben retten“ Nach der erfolgreichen Demonstration der Rechtsherzpumpe in verschiedenen Versuchsreihen ging das Team um Peschel, Schulze, Reich und Ferrari anschließend dazu über, eine weitere Pumpe zu entwickeln – diesmal für die linke Herzkammer. Nach intensiver Suche gelang es schließlich, die optimale Konstruktion und Materialabstimmung dafür zu finden, um den anatomischen Voraussetzungen und Drücken in der linken Herzkammer zu entsprechen. Die NovaPump GmbH arbeitet nun mit Hochdruck daran, diese Therapiesysteme für Akutpatientinnen und -patienten weltweit verfügbar zu machen. „Wir wollen damit Leben retten“, sagt Geschäftsfür Ronald Reich. „Unsere perkutanen Herzpumpen sollen insbesondere dort zum Einsatz kommen, wenn sich akute Herzereignisse, wie ein Herzinfarkt oder ein kardiogener Schock, ereignet haben und der Kreislauf binnen Minuten stabilisiert und unterstützt werden muss. Entscheidend ist eine sichere und komplikationsfreie Handhabung der Pumpen bei maximalem Patientennutzen, um die heutige noch hohe Mortalitätsrate von bis zu 50 Prozent nach diesen Akutereignissen weiter zu senken“, so Reich. (em/tl) Bild links: Die Rechtsherzpumpe kann über die Beinvene am schlagenden Herzen implantiert werden. Betreibt gemeinsam mit Fraunhofer Forschung mit Herz: Ronald Reich, Geschäftsführer der NovaPump GmbH

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